zweiter tag: ich verwerfe den versuch, die insel mit einer karte zu erschliessen, lasse diese einfach im zimmer liegen, will ein augenmass für das gelände finden, die entfernungen fühlbar, begreifbar machen.
leben heisst, ein maß zu finden. und dieses maß ist der eigene körper.
die erste passhöhe. dann: pájara. meine oase an diesem tag. bäume hier 8-10 meter hoch und dichtes laub, sodass der kleine markplatz im schatten versunken liegt, wie eine stadt unter wasser; vielleicht kommt es mir auch deshalb so vor, als würde sich alles langsamer bewegen. in der mitte, eine alte kirche, ein brunnen gegenüber, ein esel, der an den fördermechanismus angebunden ist, ein einheimischer, der sich vornüber auf einen beschnitzten stock lehnt. ich greife nach der kamera, dann aber doch nicht.
worin liegt das varlangen, das hier festzuhalten?
ein paar meter neben mir eine britische reisegruppe samt führer. gerade, als sie sich von der kirche dem brunnen und dem esel zuwenden, kriegt dieser unvermittelt eine errektion, und die szene wird grotesk: eine hälfte der gruppe verdreht peinlich berührt ihre köpfe, die andere starrt mit unverhohlener neugier auf das armlange, erregierte glied, als wäre es etwas mystisches, wie ein stein, der vom wasser getragen wird, als steckte eine offenbarung darin, ein beweis.
in meiner fantasie fallen einige auf ihre knie und bekreuzigen sich.
(minuten später bricht es auf, und der platz ist wieder leer. erst jetzt bemerke ich ein schild: man muss geld in eine offene dose werfen, damit der esel den brunnen in gang setzt. alles staffage)
ich mag dein spiel mit verschiedenen ebenen (so lese ich es), dass ich nicht weiß: passiert das gerade „wirklich“ oder „nur“ in der phantasie? ist der ich-erzähler allein dort oder sind dort auch andere. gefällt mir. lustig, als ich die stelle vom esel las, las ich nicht „armlang“, sondern „alarmanlage“. aus der reihe: lustige verleser. 🙂 die photos gefallen mir sehr.
liebe grüße an dich.
ja. das spiel mit den fakt und fiktion ist absolut gewollt, schön dass es dir auffällt. es sind auch oft innere dialoge, die der ich erzähler mit jemanden in seinem inneren führt. aber dann auch, was ist realität? wenn man in gedanken mit jemanden spricht, ist das für einen selber schon real? das ist einer der fragen, die ich in meinen texten immer wieder aufreibe.
alarmanlage? erregiertes glied? da ging wohl bei dir die alarmanlage an, hmm? : D
tatü tata 🙂
alles, was ein mensch denkt, ist real.
zumindest für diesen menschen.
zumindest für diesen moment,
in dem er denkt,
was er denkt.
das wäre eine diskussion wert…. : ]
nur zu! ich höre. 🙂