usa
an der sehne des wassers
wochen später: verkrustete seiten. der schorf an meinen händen, am lenkrad, am abend: lake michigan. ein steg aus betonplatten führt in einen see hinaus. gischt, links und rechts, und auch der wind. der wind…
kein anderer mensch weit und breit. das wasser kalt: nach ein paar meter spüre ich meine füsse nicht mehr. ich habe schuhe, socken, die kamera in die jacke gewickelt und trage sie vor mir her. es ist sieben uhr abends, als ich die spitze erreiche.
ich bilde mir den salzgeruch ein, wie alles hier. hinter mir: fussabdrücke auf dem nassen stein, auf den stahlplatten vor mir. ich sollte einen brief schreiben, eine nachricht an jemanden, dass es mir gut geht, dass es geht…aber wohin?
der see ~ die see
stadt der winde
von lemont nach chicago
ich lege mich an die zeit; ein bruchteil der menge. ein jeder schafft sich seine eigene fata morgana, auch hier. wie fische, welche sich eine unsichtbare schutzhülle schaffen (aus fett und anderen ablagerungen). sobald sie dann beschädigt, durchdrungen wird, sterben diese, auch tage später – einfach so, selbst wenn man sie wieder ins wasser wirft…
woher also dieser unhaltbare drang zur nähe, körperlichkeit?
endlich: the skyline of chicago. cicero. die menschen in schatten. parkplatzglanz, die luft mit laternen gefüllt: ocker, selbst tagsüber. wellblechfassaden, mehr noch…
auch hier denke ich an dich: du neben mir, deine fahle haut, dein blick durch den trüben kunststoff: du willst mir etwas sagen, aber… deine stimme wie unter tonnen von wasser. begraben unter all den anderen erinnerungen.
wir sind beinahe da…
der endlose raum
türkis, die sitze. kunstleder. die gesichter um mich; aus plastik, die augen. ich greife mir in die innere brusttasche, ein photo darin…
smaragdfarbenes licht. eine disneyferfilmung. hinter der plexiglasscheibe: eine spielzeugstadt nach der anderen. häuser aus organischem polymer: wenn man mit dem finger draufdrückt, sind sie weich, als könnte man durch sie hindurch in eine andere welt fallen (ist das der grosse traum?). tornados gibt es hier nicht, nur die allgegenwärtige kriese. jeder versteckt sich hier im plastik-eigenheim fühlt sich geborgen. wie im bauch eines wals.
the american way? wo? und wohin?
endlose züge. die leere reicht da nicht aus um all das…
next stop riverside
schnittmengen, wir
die nacht im nacken: ein tintenfleck auf dem plasmaschirm: bogenminuten auf dem handrücken.
bei der landung dann, ziehst du die blende runter (warum, frage ich nicht) auf deinen nägeln noch reste von blau, kobalt…
unter uns: ströme aus flüssigem kupfer, sand welcher das sonnenlicht in einem bestimmten winkel…
nur ein bruchteil dessen…